1. Neue Nachbarn

Argwöhnisch betrachtet Herr Mobs den Umzugswagen, der auf der anderen Straßenseite vor dem Haus Nummer 24 steht. Was er dort zu sehen bekommt, gefällt ihm gar nicht. Offensichtlich können sich diese Menschen noch nicht einmal eine anständige Sitzgarnitur leisten. In diesem Augenblick tragen ein paar langhaarige Halbstarke ein zerschlissenes gelbliches Sofa aus den fünfziger Jahren ins Haus. Ein paar Korbstühle folgen, dann ein alter Tisch, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Schließlich verschwindet eine barfüßige junge Frau mit einem eingerahmten Che-Guevara-Bild unterm Arm in der Eingangstür. Herrn Mobs durchfährt es heiß. Ach du Schande: Linke!

Als Mobs am nächsten Morgen einen prüfenden Blick durchs Fenster nach drüben wirft, weiß er, dass sein Albtraum Wirklichkeit geworden ist. Die Nachbarn haben die palästinensische Flagge gehißt. Herr Jesus, hilf mir, seufzt er. Und segne dein Volk Israel. Ein wenig zu schwungvoll schüttet er den letzten Schluck Kaffee in den Mund, verschluckt sich und greift hustend nach den Autoschlüsseln. Er wird auf demWeg zur Arbeit für diese Gaunerbande beten. Schaden kann es nicht. Aber wahrscheinlich auch nichts nützen.

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